Was passiert hier?

Freimuth Eigenbier gibt unaufgefordert Tipps, macht manchmal Cartoons, fotografiert wild in der Gegend rum und ist ferner ein Genie der Alltagslyrik. Kann auch vorkommen, dass er von sich selbst oder über Medienkram schreibt.

Sonntag, 25. März 2007

Eigenbier zieht um...

...und zwar hierhin.
Für ne Weile wird doppelt gepostet. Hier wie dort. Dann nur noch hier, und nicht bloß weil's besser ausschaut. Hier ist auch die Tapete so schön.

Sonntag, 18. März 2007

...und noch'n Briefkasten

Na, da fällt mir wirklich nix ein, ...außer vielleicht:
Selbst schuld.

Stille Güte und Angst vor Peter Sloterdijk

Es sei, so Max Goldt zu Beginn des Abends, nicht das erste Mal, dass er auf einem Schiff lese. Das erste Mal allerdings auf einem fahrenden Schiff, das andere habe lediglich vor Anker gelegen und nicht abgelegt. Genau dies tut jedoch das Flaggschiff des Rheinschifffahrtsunternehmen mit dem paradoxen Namen »Köln-Düsseldorfer« im Verlauf der Lesung. Wie es die Ankündigung im »lit.Cologne«-Programm versprach, trägt Goldt aus seinem neuen Buch »QQ« vor, sowie noch weitere neuere Texte (einen zumindest).

Gekonnt und sympathisch, angenehm unglamourös und meistens bescheiden, bestreitet Max Goldt sein Programm, sagt aber auch weniger bescheidene Dinge wie: »Der folgende Text trägt einen schönen Titel, den müsste ich mir eigentlich schützen lassen, damit Peter Sloterdijk ihn mir nicht klaut.« Der Text heißt »Prekariat und Prokrastination« und soll hier als erstes Beispiel für Goldts Essays dienen. Erschienen im Herbst 2006 als Kolumne in der Titanic beschäftigt er sich mit zwei Dingen: dem seinerzeit hochaktuellen und inzwischen etwas verdrängten Thema der sogenannten »neuen Unterschicht« und dem wirklich neuen Namen, der für sie gefunden wurde, einerseits, und dem Phänomen des krankhaften Aufschiebens eigentlich anstehender Arbeiten andererseits. Dieser Text ist beispielhaft für Goldts Talent, Dinge miteinander durch scheinbares Abschweifen zu verbinden, Dinge, zwischen denen der Leser zunächst keine Verbindung zu erkennen vermag. Dabei schreibt er Sätze wie diesen (über den Begriff des »Prekariats«):

Praktisch ist wohl auch, daß diejenigen, um die es geht, die vermeintlich Chancenlosen, eigentlich eher Lethargischen und Resignierten, die nicht mehr kochen und haushalten können und daher früh dick und krank werden, gar nicht merken werden, wenn von ihnen die Rede ist, denn ihr Interesse an neuen soziologischen Fachtermini ist traditionell gering.

Ein anderes Beispiel: »Nein zu Masermontag«. Darin erwägt Goldt die Einführung eines vierten »richtig schön gesellschaftslähmenden und wirtschaftsschädigenden Doppel- bis Dreifachfeiertag« zum Beispiel versuchsweise »Ende der dritten Septemberwoche«. Dieses Fest solle »Masern« heißen, »weil das eben so ist in kultivierten alten Sprachen: Unterschiedliche Dinge tragen den gleichen Namen, und sollte ein Kind an Masern die Masern bekommen würde sich die gleiche Heiterkeit einstellen wie an einem feuchten Tag, an dem man von Gießen nach Regensburg reist.« Dann schildert er dieses Feiertagswochenende, inklusive des sonntäglichen Flanierens entlang der Schaufenster geschlossener Geschäfte und des abschließenden Masermontag, an welchem Fernsehsender ihr Programm mit der Wiederholung von Fünfzigerjahrespielfilmen bestreiten würden. »Nach einem Film dieser Sorte ist man malade, nach zweien multimorbid, nach dreien multimorbid-moribund.« Schließlich plädiert er herzlich gegen die von ihm selbst aufgeworfene Idee und für eine Straffung der »zerdehnten Hauptfeste« Weihnachten, Ostern und Pfingsten.

Max Goldt schafft große Unterhaltung, ruft lautes, herzhaftes Lachen ebenso hervor wie stilles Staunen – über ausgefeilte Satzgebilde, die ihresgleichen suchen, über Gedankengänge und Gedankenwindungen, die ohnegleichen sind. In seinem Klappentextgejubel meint der vielgelesene Erfolgsjungautor Daniel Kehlmann, der mit Ruhm und Auszeichnungen bereits bedacht wurde: »Max Goldt gehört gelesen, gerühmt und auszeichnet.« Dem muss man nicht zwingend zustimmen, denn was Goldt auszeichnet ist die stille Größe, stille Güte – die »quiet quality«, die dem Buch »QQ« den Namen gab.

Es war wohl eine Lesung, wie Max Goldt sie in den nächsten Monaten im Dutzend bestreiten wird. Die wunderbare Kombination mit nächtlicher Lichterfahrt auf dem Rhein gab der Veranstaltung allerdings ein erinnerungswürdiges Ambiente, sodass die Frage, »Was ist die lit.Cologne eigentlich außer einem Haufen Lesungen, die ›zufällig‹ in der gleichen Woche stattfinden?« guten Gewissens mit einem »Manchmal etwas wirklich Besonderes« beantwortet werden kann.

Max Goldt: »QQ«, Berlin: Rowohlt 2007. 224 Seiten. ISBN: 3871345814. 17,90 Euro.
Sowie als Doppel-CD bei Hörbuch Hamburg, Laufzeit 150 Min. ISBN: 3899034090. 19,00 Euro.

Tourdaten, sowie die gemeinsam mit Stephan Katz verfassten Comics finden sich unter www.katzundgoldt.de.

Samstag, 17. März 2007

Selbst Schuld!

...ein längst überfälliges Feature zum Thema "Briefkästen"


Dienstag, 13. März 2007

Am Versuch des Unmöglichen gescheitert

Ein Dia-Abend mit Rattelschneck im Rahmen der »lit.Cologne« / Kulturkirche Nippes, Montag, 12. März 2007

Wer oder was ist Rattelschneck? »Die ganze Süße der Jugend« – glaubt man Wiglaf Droste. Walter Moers meint schlicht: »Gott«. Unter dem Namen Rattelschneck veröffentlichen die Zeichner Marcus Weimer und Olav Westphalen Cartoons, zum Beispiel jedes Wochenende in der Süddeutschen Zeitung. Der Rattelschnecksche Stil lässt sich nicht leicht beschreiben. Jedenfalls nicht, ohne zu einfallslosen Worten wie »herrlich schräg« oder voreilig und unangemessen zu Begriffen wie »Dadaismus« zu greifen.

Mit Kugelschreiber gezeichnet und liebevoll mit Wasserfarben koloriert möge man sich Folgendes vorstellen: Ein Kleintierkäfig, neben dem Laufrad ein Häuschen mit der Aufschrift »Zum Laufrad«, davor zwei Hamster (vermutlich, es könnten aber auch Meerschweinchen sein), und der Eine spricht zum Anderen: »Kommst du mit ins Laufrad?« – Antwort: »…wenn du die Kneipe meinst.«
Nicht lustig? Zum Nachzuerzählen eignen sich Comics und Karikaturen im Allgemeinen bereits nur schwerlich, Rattelschneck überhaupt nicht.
Meisterhaft sind Weimer und Westphalen auf dem Gebiet des Einbildcartoons, wobei das Ziel nicht die klassische Pointe ist, sondern der Weg dorthin. Nicht das Schenkelklopfen, das vor Lachen sich Ausschütten ist es, wozu Rattelschneck animiert, eher das stille Schmunzeln und das in sich Hineinlachen.

Wie soll man sich nun eine Dia-unterstützte Lesung von Rattelschneck vorstellen? Vielleicht sollte als Antwort genügen: lieber gar nicht.
Die Pforten der Lutherkirche, die sich als Veranstaltungsort »Kulturkirche« nennt, öffnen sich mit deutlicher Verspätung. Ihnen sei auf dem Weg das Benzin ausgegangen, so die Erklärung. Unter der Leinwand im Altarbereich sehen Weimer und Westphalen etwas verloren aus. Technische Probleme (die Diashow wird umständlich abgefilmt und das Kamerabild per Beamer projiziert) behindern den gesamten Ablauf des Abends. Leider sind Rattelschneck nicht Entertainer oder auch nur Rampensau genug, um das gekonnt zu überspielen. Irgendwie unbeholfen wirken sie vor (erstaunlich) großem Publikum. Fast bemüht komisch, bemüht auch um die Pointe. Mit verstellten Stimmen werden die Bildreihen vorgelesen, und irgendwie kommt immer wieder der Wunsch auf, lieber selbst und für sich zu lesen, für sich zu lachen. Auch die grandiosen Einbildcartoons kommen zu kurz, der Schwerpunkt ist eher die kurze Bildgeschichte, mit Tendenz zur Zote. Subtiler Witz verkommt auf der Bühne schnell zu Comedy-Klamauk, und auf dem Weg nach innen bleibt das Lachen auf der Strecke.

Man kann Weimer und Westphalen nicht vorwerfen, am Unmöglichen zu scheitern. Ihre Cartoons lassen sich ebenso wenig erzählen wie nacherzählen. Nicht nur die Paraphrase ist tödlich für die Satire, sondern auch das Aufblasen. Kleine stechende Mücken eignen sich nicht als große trampelnde Elefanten. (Wobei Rattelschneck in dieser Metaphorik eher eine dicke betrunkene Hummel wäre.)
Was ist denn jetzt Rattelschneck eigentlich? Gemessen am Live-Auftritt? Auf dem Papier besser.

Freitag, 9. März 2007

Eigenbier begeht den Weltfrauentag...

...und hat deshalb keine Zeit, was zu schreiben.



Samstag, 3. März 2007

Sind wir Oscar?

Nein. Stolz wie eben jener ist aber der ohnehin nicht allzu bescheidene Filmemacher dessen Name fast so lang ist wie er selbst von Fersenunterkante bis zum Ansatz des geschmierten Lockenschopfes (geschätzte anderthalb Kilometer; vermutlich ebenso lang: die Strecke von der Mitte des Parketts bis hin zur Bühne des Kodak-Theaters in Hollywood)-- wie auch immer, hier einmal der Name:

Florian Maria Georg Christian Henckel von Donnersmarck

...nicht verstanden? Also, es scheint, die Eltern des Filmemachers hätten all den Nachnamen mit all ihren CKs ein bisschen Gegengewicht bieten wollen und daher der Vornamen nicht weniger als vier vergaben inkl. des Männerfrauennamens "Maria". (Dieser Absatz nur um vor der unsinnigen erneuten Namensnennung ein wenig Platz zu schinden) Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen oder noch mal durch den Kopf:

Florian Maria Georg Christian Henckel von Donnersmarck

Man könnte dem Glauben erliegen, die Academy vergäbe ihre Awards aus Mitleid für schlimme lange Namen (im Falle FMGCHvD) oder ewige Preislosigkeit (Scorcese). Tatsache aber ist (nun, Tatsache, eher wohl Geschmacksache): "Das Leben der Anderen" ist ein guter Film, ebenso "The Departed" (welcher die Oscars auch eher verdient hat als Scorseses letzte Kandidaten). Einem Herrn scheinen die Herren (naja und die paar Damen) der Academy mehr noch zuzutrauen als dieses Jahr schon:

Leonardo Wilhelm DiCaprio

(so heißt der wirklich, insgesamt eher bescheidene Namenslänge) -- kein Oscar und das trotz doppelter Nominierung. Aber der hat ja auch noch Zeit. Man könnte evtl. über eine Namensverlängerung nachdenken oder so. Nur so ne Idee.

Ihr
Freimuth Fritz-Willhelm Maria Schaumkrone von Eigenbier
(Papst, Fußballvize- und Handballinechtweltmeister und jetzt halt auch Oscar)

PS.: FMGCHvD ist laut Tom Buhrow übrigens: deutscher Leistungs- und Hoffnungsträger und eigenen Angaben zufolge "größenwahnsinnig" und seit 40 Stunden ohne Schlaf; Scorsese war praktisch 30 Jahre ohne Oscar.

PPS.: Das Wetter in LA ist übrigens gut, sagt FMGcHvD, Th"T"B nutzte dies als Überleitung zu CK.