Was passiert hier?

Freimuth Eigenbier gibt unaufgefordert Tipps, macht manchmal Cartoons, fotografiert wild in der Gegend rum und ist ferner ein Genie der Alltagslyrik. Kann auch vorkommen, dass er von sich selbst oder über Medienkram schreibt.

Freitag, 27. Juli 2007

Nächtliches Zapping



Im Kabelnetz teilen sich Spartensender gerne mal Frequenzen (weiß nicht, ob das technisch korrekt ist). RTLshop weicht nachts channel-live.tv (auf der Seite gibt's sogar nen Livestream!), wo "Wahrsagen [...] eine neue Qualität" hat. Was das in der Praxis bedeutet? In bemüht schlechtem Deutsch sagt der Afrikaner im schlechten Kostüm die Nummer auf und verspricht, für den Rat suchenden Zuschauer, "mit den Geistern Kontakt auf zu nehmen".
Dann lieber doch zum HSE, wo man mir die Moulinex Julienne andrehen will. Die macht sogar Pommes!
Ich würde dazu gern noch was Witziges schreiben, die verschiedenen Funktionen der fünf Raspelscheiben beschreiben oder so, aber in meinem Zustand war das fast flimmerfreie Foto vom Fernseher schon ne erstaunliche Leistung. Und deshalb hört der Artikel jetzt--



Sonntag, 22. Juli 2007

Nina Ruges Wille geschehe

Am Ende einer jeden von ihr moderierten Ausgabe der Sendung "Leute heute" versprach (drohte?) Nina Ruge, alles werde gut. Was das mit Harry Potter, dem eigentlichen Thema dieses Artikels zu tun hat? Wenig, aber wir wollen ja nicht zu früh zu viel verraten.
Am gestrigen Samstag erschien der dann doch wohl hoffentlich letzte Roman der Reihe um den pubertierenden Zauberlehrling. Diesmal findet der entscheidende Kampf gegen "den bösen Lord Voldemort" (irgendwen zitiere ich damit bestimmt, ich will nicht ohne die Distanz der Gänsefüßchen in die gängige Diktion der Berichterstattung verfallen) tatsächlich statt, anstatt sich nur anzukündigen, wie sechs Romane lang zuvor, bzw. jedes mal nur so'n Bisschen. Ich behaupte einfach mal ne Zahl: Millionen von Lesern fanden die Bücher der J.K. Rowling, jener nun unverhofft schwerreichen Lehrerin aus England. Doch nicht Leser sind es, Anhänger, Fans, fanatisch im eigentlichen Sinne, ja: Junkies -- Menschen, die des Nachts ausharren, um ein Buch zu kaufen, nur um anschließend bei der frühmorgendlichen Lektüre umgehend darüber einzuschlafen!
Da weltweit, wie gesagt, bzw. behauptet, Millionen, ja Milliarden! so handeln, meint man bei der Kulturredaktion von SPIEGEL-online, einen Artikel nach dem anderen raushauen zu müssen. Hier mein RSS-Feed, letzte nacht, ca. 1.30 (oder so) - also gut 24 Stunden nach dem Erscheinen von Harry Potter and the Heathly Dallows:



Da ich vor dem Abfotografieren zum Markieren den Rotstift zückte, kann man es leicht erkennen. Nicht weniger als 6/8, sechs der ersten acht Artikel beschäftigen sich mit ...Harry Potter. Um es Ihnen einfacher zu machen, hier die Zusammenfassung:
Das Buch wird erscheinen. Große Frage stirbt Harry Potter? (Glaubt jemand wirklich, Ms. Rowling wolle weltweit Billionen von Kindern traumatisieren, Jugendlichen die Herzen brechen?)
Das Buch erscheint. Sachen passieren drumrum.
Das Buch ist erschienen. 17 Minuten später die dpa-Meldung, woraus man beim Online-Spiegel noch nen Artikel macht, allerdings, anders als hier, mit drei Vorwarnungen. Das Ende? Natürlich stirbt Potter nicht, Kampf gegen Voldemort gewonnen, Welt gerettet. Alles gut. Wirklich, alles gut, ninarugig gut? Ja, der letzte Satz ist ja laut dpa, via Spiegel-Online: "Alles war gut."

Bleibt nur zwei Fragen*: ist Nina mit Gerd Ruge verwandt? Und: welcher Zauberlehrling bekämpft sie?

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*Nur noch eine Frage. Nina Ruge ist nicht mit Gerd verwandt. Außerdem: "Alles wird Gut" ist inzwischen sogar der Name einer eigenen Talkshow geworden. Be afraid, be very afraid.

Donnerstag, 12. Juli 2007

Schnell! Ein Grab für Alice Schwarzer!



Die Werbekampagne der BILD-Zeitung unter dem Slogan "Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht" ist mir schon lange - nicht unbedingt ein Dorn im Auge, aber immerhin: ein Stein in der sommerlichen Sandalette (ergo: ein Ärgernis, nicht aber augenlicht- oder gar lebensbedrohlich). Nicht nur spannt man sich bei Springers Personen der Zeit-, wenn nicht Weltgeschichte vor den morasterprobten Karren: Wehrlose Größen wie Galileo Galilei oder Gandhi, denen nichts bleibt außer sich sprichwörtlich in ihren Gräbern umzudrehen; letzterem bliebe sogar nur das Ascheaufwirbeln.
...Nicht genug! - man pachtet auch gleich noch die Wahrheit für sich: die Wahrheit, nicht mehr, aber vor allem nicht weniger. Der Welt größter Bock macht sich zum Chefgärtner ebenjener (Welt)! Oha!
Doch was nutzt der Ärger, was die Gram? Freue man sich doch lieber an den zahlreichen Montagen, welche Pinocchio, Käpt'n Blaubär oder Goebbels zum mutigen "Wahrheitsverkünder" machen! Auf die Idee, welche ich oben links umsetze, ist vor mir doch wohl noch niemand gekommen. Hans Albers möge mir verzeihen.

Nun, dieser Tage finden sich auf den Plakatwänden deutscher Großstädte nicht nur Altkanzler und BILD-Chef-Freund Kohl nebst falsch geschriebenem François Mitterrand, sondern auch der kniegefallene Brandt-Willy. Wie die Verlinkungen zeigen hat sich bereits BILDblog ausgiebig damit beschäftigt, bis heute mittag allerdings nicht mit: Alice Schwarzer. Inzwischen aber doch. Ihre Entscheidung, sich nicht zwangs- sondern freiwillig für das Boulevardblatt zu prostituieren, begründet sie vermutlich von vollkommener Selbstbesoffenheit geritten:

Ganz einfach, weil ich finde, dass es nicht schaden kann, wenn in so einer Runde - von Gandhi bis Willy Brandt - auch mal eine Frau auftaucht. Und eine sehr lebendige noch dazu.

Geld stinkt ja nicht, auch nicht wenn's an muslimische Mädchen in Not geht. Alice Schwarzer, die gern mit BILD gemeinsame Sache zu machen scheint, aber fängt gehörig an zu müffeln. Man schaufle ihr ein Grab, auf dass sie sich darin baldmöglichst umdrehen kann.