Was passiert hier?

Freimuth Eigenbier gibt unaufgefordert Tipps, macht manchmal Cartoons, fotografiert wild in der Gegend rum und ist ferner ein Genie der Alltagslyrik. Kann auch vorkommen, dass er von sich selbst oder über Medienkram schreibt.

Mittwoch, 27. Mai 2009

Äh... Nein.

Seit einigen Monaten verfolge ich mit großer Freude die Daily Show, eine Produktion des amerikanischen Spartenkanals Comedy Central-- eine satirische Nachrichtensendung, welche Montags bis Donnerstags aktuelles Geschehen humorvoll aufbereitet und kommentiert. Das kann bisweilen auch mal albern werden, aber meistens klappt's, und das ganze wird nicht peinlich.


Warum's es so etwas nicht im deutschen Fernsehen gibt? Ganz einfach. Weil's fast nur peinlich werden kann. Gestern abend lief (trotzdem) die "heute show" des ZDF an, welche nicht nur vom Namen, sondern auch von Ablauf, Machart und Dekoration ein eindeutiger Versuch einer Adaption ist (siehe Bild). Und hat geklappt mit dem nicht peinlich sein? Äh... Nein. Leider, leider, ist das Ganze den Formaten RTL-Freitagnachtnews und der Sat.1-Wochenshow näher als dem amerikanischen Vorbild.
Oliver Welke ist kein Jon Stewart, und auch Martin Sonneborn als Korrespondent rettet nicht über den ansonsten bemüht witzigen, ebeny typisch deutsch-comedy-mäßigen Touch der Sendung hinweg. Da müssen, wenn das Johlpublikum es nicht tut, halt eben die Korrespondenten selbst am lautesten lachen.
In Deutschland heißt "Comedy" oft einfach: lustige Frisur, komische Stimme und ebensolches Kostüm. Genau das ist auch das "Erfolgrezept" des Olaf Schubert, der auch angeheuert hat. Der trägt statt seines Pullunders zwar einen Anzug, macht aber eigentlich das was er immer macht: Lange Haare trotz Glatze haben und lustig reden.
Aber vielleicht geht da ja in Zukunft noch was. Einfach mal abwarten.

Die "heute show" lässt sich häppchenweise in der ZDF-Mediathek aufrufen.
SPIEGEL Online fand den Start auch eher mäßig, die Quote war aber wohl ganz okay.

Sonntag, 24. Mai 2009

Zum Thema Eurovision

Zunächst mal ein kurzer Abriss der deutschen Teilnahmegeschichte an dem Wettbewerb, welcher früher einmal Grand Prix de la Chanson hieß, und daher in Deutschland immer noch "Grand Prix" genannt wird. Inzwischen heißt er längst in der allgemeinen Englischseligkeit "Eurovision Song Contest", wobei die Franzosen und andere Francophone wahrscheinlich immer noch Grand Prix de la Chanson dazu sagen.
Seit die Schlagersängerin Nicole 1982 mit dem von ihm geschriebenen Lied "Ein Bisschen Frieden" den Wettbewerb gewann, war Ralph Siegel als deutscher Grand Prix-Komponist gebucht; zumindest glaub ich das irgendwie. (Moment: er hat insgesamt 19 Grand Prix-Songs verfasst, drei mal für Luxemburg, einmal für die Schweiz, dieses Jahr für Montenegro und die übrigen Male für Deutschland, vor Nicole 4mal, danach 9mal)
Sowohl die Punktevergabe im eigentlichen Wettbewerb als auch der Modus der deutschen Vorauswahl veränderte sich, Telefonabstimmung, Juryentscheid, mal so mal so.
Seit dem Sieg 1982 variierte die Platzierung der deutschen Teilnehmer stark, und in den 90ern wurde die Veranstaltung fast nur noch als Witz gesehen. 1998 schließlich gewann der leicht ironische Post-Schlagersänger Guildo Horn mit einem Lied aus der Feder Stefan Raabs (unter dem Pseudonym Alf Igel) und erreichte im eigentlichen Wettbewerb den 7. Platz.
Danach glaubten unter anderem Rudolf Mooshammer und Big Brother-Teilnehmer Slatko am Vorentscheid teilnehmen zu müssen. Raab nahm selbst noch mal teil (2000), und sein Protegé Max Mutzke konnte sich 2004 im deutlich aufgejazzten Vorentscheid (in einer NDR-VIVA-Kooperation) gegen "Popgrößen" aller Couleur durchsetzen (zB. Mia, Westbam, Wonderwall, Laith-Al Deen, Scooter sowie Overground, wer erinnert sich?), leider aber nicht Europa mit seinem Auftritt überzeugen. Danach bewarben sich Pop-Sänger und -gruppen gegen Interpreten mit Schlagerhintergrund im Vorentscheid, wobei sich praktisch immer erstere durchsetzten. Die DSDS-Teilnehmerin Gracia, auch Olli Dietrichs Countryband Texas Lightning oder Schlager-Swinger Roger Cicero konnten nicht überzeugen. Nachdem die erste deutsche Castingband No Angels 2008 mit einem extrem schlechten Auftritt und einem mäßigen Lied vorvorletzter wurden verzichtete der zuständige NDR dieses Jahr ganz auf einen öffentlichen Vorentscheid und schickte den Techno-Produzenten Alex Christensen ("Du hast den schönsten Arsch der Welt") aka. U96 ("Das Boot") ins Rennen -- und der wurde mit dem Sänger Oscar Loya zusammen... genau: vorvorletzter.
Deutschland verbindet mit dem Grand Prix, so sehe ich das, ein ungeheurer Minderwertigkeitskomplex, der wie so oft, mit einer furchtbaren Selbstüberschätzung einher geht. So wurde das schlechte Abschneiden Deutschlands und die Sieger der letzten Jahre in einem perfiden Ausdruck unterschwelligen Fremdenhasses auf osteuropäische Vetternwirtschaft und Punkteschieberei geschoben, aber an der Qualität der Beiträge wurde nie gezweifelt. Schlimmer noch, keine kam auf die Idee einfach mal zu sagen: na und? Nächstes Jahr wird's besser. Wurde es so oder so aber auch nicht. Und das liegt, grob geschätzt daran, dass was in Deutschland gut läuft und populär ist, längst nicht in Europa ankommen muss: Neoswing und Neocountry zum Beispiel.
Zwar schien eine Weile alles zu gut laufen, was ethnisch-tanzmäßig angehaucht war, so die türkische Siegerin Sertab Erener oder die ukrainische Ruslana, doch dann zeigte der Grand Prix sich 2006 von seiner wohl irrsten Seite und die finnische Rockgruppe Lordi, die ihre instrumente nicht live spielen durfte und streng genommen auch gar nicht singt, gewann den Gesangswettbewerb, wohl weil sie einfach mal anders waren. Dieses Jahr schließlich setzte sich ein junger Norweger weißrussicher Herkunft durch, mit einer gefidelten Nummer, für welche man in den 90ern die Kelly Family ausgelacht hätte.
Was lernen wir daraus? Es geht im Eurovision Song Contest um die Show, um den Spaß an der Teilnahme, aber bestimmt nicht um neue Trends oder wirklich gute Musik-- unterm Strich ganz einfach um: GUTE UNTERHALTUNG. Genau die blieb 2009 ein bisschen auf der Strecke, da der spannendste Teil des Abends, die Punktevergabe nämlich, äußerst unspannend, weil deutlich verlief. Unspannend aber aber war auch das deutsche Vorgehen. Christensen im Hinterzimmer auszusuchen, war dumm. Schließlich ist der Vorentscheid eine gute Gelegenheit, eine Superunterhaltungsshow zu machen, aber das kann man wohl beim NDR nicht, zumindest nicht jenseits von Quizsendungen mit Jörg Pilawa.
So groß war die Verzweiflung, man wollte Raab ins Boot holen, was aber scheiterte. Danach diente sich Dieter Bohlen an, und Spiegel Online zimmerte auch noch nen Artikel zusammen, in dem sich Oliver Welke zu Wort meldete (warum?!) und zum dritten Mal die Zitate Raabs verwurstet wurden, die erst morgen im Print-Spiegel erscheinen. Raab wäre wohl zu teuer geworden und Bohlen wird seinen Tipps auch nicht umsonst geben. Ich aber mache das.

Zunächst mal ein Tipp für ne erfolgreiche Nummer. Ein Bollywood-angehauchtes Stück, mit englischem und deutschen Text. Vorgetragen von einer buntgemischten Gruppe, natürlich einige davon mit indischem Hintergrund.
Warum das gut wäre? Nun ja. Es wäre genau peinlich und anbiedernd genug, ein wenig dem Trend hinterher, und es wäre anders. Wenn man da ne gute Nummer zusammenschraubt oder -klaut ist definitiv die Top 5 drin. Aufgepasst, dass uns die Briten da nicht zuvorkommen, schließlich haben die imperial- und kolonialhistorisch bedingt nen Vorteil, da sie eher ne Verbindung zum indischen Kulturraum haben.

Zweiter Tipp, welcher nur bedingt damit zusammenpasst:
Einfach mal versuchen, das Optimum rauszuholen. Statt nur einer mauen Freitagabendshow, oder gar der überhaupt nicht öffentlichkeitswirksamen Hinterzimmerentscheidung eine mehrwöchige Casting-Reihe, die nicht zwingend schlecht von bisherigen Formaten geklaut sein muss. Dazu braucht man bloß Juroren und Coaches die gut in ihrem Fach sind. Man kann sogar Ralph Siegel in die Jury setzen, wenn's sein muss. Aber n richtiges Konzept hab ich noch nicht. Aber lustig wird der Grand Prix bestimmt wieder werden, nächstes Jahr. Trotz allem.

Während dieser Artikel verfasst wurde erschien auch noch diese Klage Christensens über mangelnde Unterstützung durch den NDR.

Montag, 18. Mai 2009

Witzbaukasten

"Verstehe gar nicht, wie der Peymann das schafft, neben der Intendanz usw. auch noch mit der Heidi zusammen so'n Model zu suchen." (Als Beispiel für den folgenden Baukasten)

Anlässlich des nahenden GNTM-Finales schnell dieses unausgearbeitete, äußerst dürre Gerüst eines kalauernden Witzes, mit folgenden Elementen -- hier in Ermangelung einer Ausarbeitung als Baukasten zum selbst zusammenstellen:

Chef des Berliner Ensembles Claus Peymann, Topmodel-Juror (bzw. "Topmodel"-Juror, "Top"-"Model"-"Juror", die Zahl und Platzierung der ironisierenden Lufthäkchen darf man sich selbst aussuchen) Peyman Amin, deren Namensähnlichkeit, bzw. beinahe -gleichheit.

Der zu bastelnde Witz bestünde aus der Vermischung von Populär- und Hochkultur (hier jeweils ein "sogenannt" dazu denken).
Mäßiges Beispiel: s.o.

Woran scheitert's: eigentlich nicht so lustig, ferner hat der Herr Amin keine ordentliche Homepage, komisch für so nen Modelbooker, oder? Und auch keinen eigenen Wikipedia-Artikel. Andererseits, hat man sowas ja auch früher nicht für Witze gebraucht. Also zählt primär der erstgenannte Grund.

Weitermachen!